Antje Schrupp im Netz

Mannweiber, Superfrauen und Cyborgs

Frauenbilder im Science Fiction

Bevor Eva geschaffen wurde, gab es nur Adam, das geschlechtslose Menschenwesen ohne Gegenüber.

Mit der Frau aber kam die Differenz in die Welt, die Existenz des Anderen, des Fremden, der Aliens eben. Frauen repräsentieren auf der Erde die sexuelle Differenz, und damit die Differenz an sich..

Frauen und Aliens, Frauen und Außerirdische, haben daher vieles gemeinsam. Männer verstehen sie nicht. Männer haben Angst vor ihnen. Und sind doch so von ihnen fasziniert, dass sie nichts unversucht lassen, um sie zu erobern.

Das Universum, ferne Planeten und fremde Lebensformen zu erforschen, das verspricht daher auch neue Erkenntnisse über die Frauen. Und anders herum. Wer die Frauen versteht, versteht auch die Aliens, die Fremden besser. Und ganz besonders prächtig verstehen sich natürlich die Frauen und die Aliens untereinander. Wenn auch nicht immer.

Grob gesagt, kann man in SF drei verschiedene Typen von Frauen (und Aliens) finden: Erstens: Die Mannweiber – also solche Frauen oder Aliens, die sich in die männliche Erdenkultur integriert haben, die zwar noch ein bisschen Folklore hineinbringen, aber ansonsten genauso sind wie der Norm-Mann-Mensch. Zweitens: Die Superfrauen (oder Super-Aliens), die die Erde oder ihre Welten nach besseren, weiblichen Maßstäben regieren und die eine Alternative sind zu der zerstörerischen Gewalt der Männer (oder Erdenmenschen). Und drittens die Cyborgs, Frauen (oder Außerirdische), die sich von den Normen des Geschlechts und des Menschseins losgelöst haben, die ganz neue Existenzweisen verkörpern, die mit die altbekannten Maßstäbe auflösen. Für alle drei habe ich einige Beispiele ausgewählt.

Star Trek Classical: Der Käfig (Staffel 3, Disk 7)

Anfangsszene und dann 1 Kapitel vorwärts

Wir schreiben das Jahr 1964. Gene Roddenberry dreht den Pilotfilm zur Serie »Star Trek«, die in Deutschland später als »Raumschiff Enterprise« bekannt wird. Dabei macht er etwas ganz Außergewöhnliches: Auf der Brücke, also dem Kommandoraum des Raumschiffs, gibt es nicht nur einen Außerirdischen, nämlich Mr. Spock von dem Planeten Vulkan, sondern auch – Frauen. Wir schauen uns das einmal an:

Anfangsszene

Wie Sie sehen, gibt es nicht nur Frauen auf der Brücke der Enterprise, es sind sogar Frauen, die Hosen tragen und kommandieren. Eine Frau ist die »Nummer eins«, also erster Offizier und damit Stellvertreterin des Kapitäns. Oder vielleicht doch eher Stellvertreter, also vermännlicht? In der Tat wird schon bald die Frage aufgeworfen, ob »so eine« überhaupt noch eine »richtige Frau« ist. Wir schauen eine weitere Szene:

Szene nach dem Dr: »Ich kann mich nicht daran gewöhnen, dass auch Frauen auf der Brücke sind«.

Die Sache mit den Frauen auf der Brücke ist also damals, 1964, noch ziemlich neu. Verzeihen wir daher dem Captain seine Verwirrung. Es ist übrigens Captain Pike. Für alle, die Captain Kirk vermissen, zu dem kommen wir gleich noch.

Also, im Lauf der Geschichte wird Captain Pike auf dem Planeten Talos IV gefangen genommen, und zwar von der geschlechtslosen Spezies der Talassianer – die »Nummer eins« übernimmt das Kommando.

Da der Planet verwüstet ist, müssen die Talassianer schon seit Jahrmillionen unter der Erde leben. Sie perfektionierten daher ihre telepathischen Kräfte, und nehmen Lebewesen aus anderen Kulturen gefangen, um von deren Vorstellungen neue Bilder und Unterhaltung zu gewinnen. Sie haben schon eine Frau gefangen und möchten, dass Captain Pike sich mit ihr paart, damit sie neue Menschen züchten können. Daher entführen sie auch die beiden weiblichen Crewmitglieder, die wir nun schon kennen, damit er sich eine von ihnen aussuchen kann. Die eine Talassianerin bringt die Unterschiede zwischen den beiden auf den Punkt. Welche Eva soll Adam auswählen? Natürlich gelingt es den dreien, sich aus der Gewalt der Talassianer zu befreien und auf die Enterprise zurückzukehren. Hier sehen wir die Schluss-Szene.

Schluss-Szene auf der Brücke.

Der Pilotfilm wurde ein Flop und wurde nicht ausgestrahlt. Die Fernsehstudios lehnten die Fassung ab, unter anderem weil zu viele Aliens, also Nicht-Männer, auf der Brücke waren. Ein Außerirdischer, das mag ja noch angehen. Aber Frauen? Die »Nummer eins« fiel durch, und zwar vor allem beim weiblichen Testpublikum. Sie war ein »Mannweib«. In der Serie, die dann später so berühmt wurde, blieb zwar der außerirdische Mr. Spock dem Publikum erhalten, die weibliche »Nummer eins« aber wurde gestrichen.

Es gab keine kommandierenden Frauen mehr, und auch keine in Hosen. Die weibliche Crew wird mit extrem sexy wirkenden Miniröckchen bekleidet. Damit Sie einen Eindruck bekommen, hier eine Szene aus der Star-Trek-Serie, so wie sie später gesendet wurde.

Der Fall Charlie (Staffel 1, Disc 1, Kap. 3 (ca. 1 min anspielen, dann Pause.

Der etwas knurrige, aber doch lernbereite Captain Pike wird durch den Haudegen Captain Kirk ersetzt, der als Frauenheld auftritt und sich damit brüstet, dass man Frauen nur beschützen, aber nicht wirklich verstehen kann.

Weiter ab 13.30 Uhr (vorspulen)

Trotz allem ist Star Trek, wenn man das Science-Fiction-Genre insgesamt betrachtet, noch eine der intelligenteren Serien. Üblicherweise kommen in den Büchern und Filmen Frauen entweder gar nicht vor, oder aber als reine Sexsymbole, als Opfer, die der männliche Held beschützen oder retten kann.

Schon immer aber haben auch Feministinnen – nicht viele, aber doch einige – dieses Genre interessant gefunden und in ihren eigenen Phantasien Welten erfunden, in denen Frauen nicht mehr die fernen, unbekannten Wesen sind. Auch deshalb, weil SF sich mit einer sehr spannenden Frage beschäftigt, die auch der Feminismus immer gestellt hat: Was wäre wenn? Was wäre, wenn wir fremde Welten und Zivilisationen entdecken würden? Es geht um die Begegnung mit dem Fremden, mit der Differenz, mit dem Anderen, den Aliens eben. Und diese Begegnung interessiert Frauen deshalb so sehr, weil sei selber Aliens sind, weil sie in dieser patriarchalen Erdenkultur das Fremde, das Andere repräsentieren. Wir sehen nachher noch »Contact«, einen Film über eine Frau, die der Suche nach Kontakt ihr ganzes Leben verschrieben hat. Die Erkundung des Alls, zumindest in der Phantasie, weckt die Hoffnung auf neue Horizonte, auf neue Möglichkeiten.

Ursula K. Le Guin: Winterplanet

Die Frage »Was wäre wenn?« lädt natürlich förmlich dazu ein, auch die gängigen Geschlechter-Stereotypen in Frage zu stellen.

Was wäre zum Beispiel, wenn die Menschen kein Geschlecht hätten? Wenn die Geschlechterunterschiede aufgehoben wären? Solch einen Planeten erfindet die amerikanische SF-Autorin Ursula K. Le Guin in ihrem Buch »Winterplanet« aus dem Jahr 1969. Und darin entdeckt sie gleichzeitig auch das Problem.

Seite 85 unten -87

Heute finden wir diesen Zustand, dass Frauen sind wie Männer, schon wieder ganz normal. Ende der 90er Jahre dann Matrix. Nur die alten Cops glauben noch, dass Frauen die armen, schwachen Wesen sind. Sie haben nicht gemerkt, dass sich die Welt verändert hat.

Matrix, ab 1,30-5,30

Im Computerspiel spielen geringere Körperkräfte keine Rolle mehr, in Matrix ist es schon ganz normal geworden, dass Frauen Heldinnen sind. Matrix ist die schöne neue Welt ohne Geschlechterdifferenz, ohne Differenzen überhaupt, ein gigantisches Computerspiel, in dem alles Möglich ist und daher nichts wirklich mehr geschieht. Die Realität ist abgeschafft – dies ist der Preis der Gleichberechtigung. Die durchaus ästhetisch reizvoll sein kann, wie wir gesehen haben.

Charlotte Perkins Gilman: Herland

Aber nicht alle feministischen SF-Autorinnen haben eine Welt der Geschlechtergleichheit entworfen. Im Jahr 1918 schrieb die US-amerikanische Feministin Charlotte Perkins Gilman einen Roman über ein sagenhaftes Frauenland, dem vor zweitausend Jahren die Männer durch eine Naturkatastrophe abhanden kamen. Die Frauen dort haben es geschafft, sich ohne Männer fortzupflanzen und seither eine Kultur aufgebaut, in dem die Sorge um die Kinder die höchste Priorität hat. Eines Tages kommen drei Männer in einem Flugzeug und entdecken »Frauenland«. Nach und nach entdeckt der Ich-Erzähler, wie dieses für ihn so fremde Gemeinwesen funktioniert:

Seite 90-93

Raumschiff Orion: Kampf um die Sonne,

DVD 2, Kap. 5, min 32-37 und ab 39

Ein anderes Beispiel dafür, was wäre, wenn nicht die Männer, sondern die Frauen das Sagen hätten, stellt auf eine sehr amüsante Weise eine Folge von »Raumschiff Orion«, die ebenso wie Startrek aus den sechziger Jahren ist. Darin trifft der sehr machohafte Raumschiff-Kapitän Cliff Allister Mac Lane auf eine weibliche Zivilisation. Zwischen diesem Frauen-Planeten Croma und der Erde gibt es ernste Differenzen wegen der Nutzung der Sonnenenergie. Schauen wir uns ein Stück an:

Diskussion bis hin zum Schreien, direkt danach, ca. Min 39: Vielleicht schreien Sie wieder ein bisschen?

Alien, letztes Kap. vor dem Abspann

Aber nicht immer kommen Frauen und Aliens gut miteinander aus. In dem berühmten Film »Alien« von Ridley Scott aus dem Jahr 1979 ist das Alien, dem das Erden-Raumschiff begegnet, böse. Es hat schon alle Mitglieder der Besatzung getötet, bis auf eine Frau. Die Szene, die wir uns anschauen ist, wie der ganze Film übrigens, ein bisschen brutal, aber sie soll ja auch vor Augen führen, dass es in den späten 70er und 80er Jahren darum ging zu zeigen, dass auch Frauen richtig brutal kämpfen können…

Alien ist kein Frauenfilm, es ist ein Männerfilm. Das heißt, er handelt nicht von einer Frau und dem, was eine Frau tut, sondern von einer Frau, die das tut, was ein Mann tut. Also von einer Frau, so wie ein Mann sie sich vorstellt – nämlich als eine noch nicht so ganz ausgereifte Variante seiner selbst. Vielleicht ist es kein Zufall, dass sich auch das Alien hier als durch und durch Böse herausstellt, obwohl es die Wissenschaftler zunächst fasziniert hat. Man muss es zerstören, und die Frau tut das anstelle der Männer.

letztes Kapitel spielen

Das Verhältnis von Frauen und Aliens ist interessant, sie teilen schließlich das Schicksal, vom Mann, dem Norm-Menschen also, als Fremd, Undurchschaubar, Gefährlich, eben anders eingeordnet zu werden. Zerstört die Frau, indem sie das Alien, das Andere, tötet, letztlich sich selbst?

Marge Piercy: Er, Sie und Es

Eine andere Frage, die in der SF eine Rolle spielt ist die: Was ist denn überhaupt ein Mensch? Was unterscheidet »uns« von »den anderen«, den Aliens?

Marge Piercy erzählt in ihrem 1991 erschienenen Roman »Er, Sie und Es«, der um das Jahr 2050 auf der Erde spielt, die Geschichte des künstlichen Wesens »Jod«, ein Roboter in Menschenform. Erfunden wurde er von einem Wissenschaftler der freien, jüdischen Stadt Tikva, die sich gegen die Bedrohung durch die internationalen Multis zur Wehr setzen muss,, die inzwischen auf der Erde die Herrschaft übernommen haben. Zwei Frauen sind es, die Jod bald schon nicht mehr für eine Maschine sondern für eine Person halten: Shira, eine Wissenschaftlerin, die Jod’s Sozialverhalten trainieren soll, damit er sich unter Menschen unauffällig bewegen kann, und Malkah, Shiras Großmutter, die für einen Teil der Programmierung Jods verantwortlich war.

Lesen Seite 99-102

Star-Trek Voyager: 7 of Nine, Staffel 4, Disk 1, Folge 1 (Skorpion 2) ab 7.45-12.40 (von Kap. 2 vorspulen)

Besonders interessant wird es, wenn die Cyborg eine Frau ist. In der Serie Star-Trek Voyager, eine in den 90er Jahren gedrehte Fortsetzung von Raumschiff Enterprise, gibt es ebenfalls eine Cyborg. Anders als Jod ist sie aber keine reine Maschine, sondern eine Zusammensetzung aus biologischem Körper und Technik, also eine wirkliche Cyborg, ein kybernetischer Organismus.

Die Geschichte spielt im 24. Jahrhundert, und auch im Star Trek-Universum hat sich seit den Zeiten von Captain Kirk einiges verändert. Der Captain des Raumschiffs Voyager ist eine Frau, Kathryn Janeway, Frauen auf der Brücke, im Maschinenraum und überall sonst sind längst eine Selbstverständlichkeit geworden, über die sich niemand mehr den Kopf zerbricht.

In den Weiten des Universums treffen Captain Janeway und ihre Crew auf eine besonders gefährliche Spezies von Cyborgs, von Mensch-Maschinen. Bei den Borg handelt es sich um eine extrem feindselige und technologisch den Menschen weit überlegene Kultur, die andere Gesellschaften assimiliert. »Widerstand ist zwecklos«, so ihre lapidare Mitteilung an die Opfer, und zwar deshalb, weil die Borg alle egoistischen Interessen ausgemerzt haben. Die Einzelnen hören auf, als solche zu existieren, ihre Gehirne sind alle untereinander verbunden. Auf diese Weise können sie sich Wissen, Erfahrung und Technologie der assimilierten Kulturen einverleiben: Sobald man gewaltsam »angeschlossen« wurde, ist das eigene Wissen allen verfügbar. Die Borg bilden ein echtes Netzwerk, keine egoistischen Interessen und Neigungen stören die effektive Zusammenarbeit des Kollektivs. Es gibt keine Abweichungen, keine »Anderen«. Und damit natürlich auch kein Geschlecht. Die Borg haben zwar männliche und weibliche Körper, aber das spielt keine Rolle.

Sehen wir also nun, wie Captain Janeway Kontakt mit den Borg aufnimmt:

Donna Haraway hat sich damit beschäftigt, für sie ist die Cyborg die wirkliche revolutionäre Figur der Gegenwart:

Donna Haraway: Die Neuerfindung der Natur

»Cyborgs sind kybernetische Organismen, Hybride aus Maschine und Organismus, ebenso Geschöpfe der gesellschaftlichen Wirklichkeit wie der Fiktion. … Die zeitgenössische Science Fiction wimmelt von Cyborgs, Geschöpfen – Tier und Maschine in einem – die Welten bevölkern, die vieldeutig zwischen natürlich und hergestellt changieren. Auch die moderne Medizin ist voller Cyborgs, Verkopplungen aus Organismus und Maschine, in denen beide als programmierbare Geräte erscheinen, die mit einer Intimität und einer Macht miteinander verbunden sind, wie sie die Geschichte der Sexualität nicht hervorzubringen vermochte. Im späten 20. Jahrhundert, einer mythischen Zeit, haben wir uns alle in Chimären, theoretisierte und fabrizierte Hybride aus Maschine und Organismus verwandelt, kurz, wir sind Cyborgs. Cyborgs sind unsere Ontologie. Sie definieren unsere Politik. Die Cyborg ist ein verdichtetes Bild unserer imaginären und materiellen Realität, den beiden miteinander verbundenen Zentren, die jede Möglichkeit historischer Transformation bestimmen.In derTradition »westlicher« Wissenschaft und Politik der Tradition des rassistischen und patriarchalen Kapitalismus, des Fortschritts und der Aneignung der Natur als Mittel für die Hervorbringung von Kultur, hat sich die Beziehung von Organismus und Maschine immer als Grenzkrieg dargestellt. Die umkämpften Territorien in diesem Grenzkrieg sind Produktion, Reproduktion und Imagination. Dieses Essay ist ein Plädoyer dafür, die Verwischung dieser Grenzen zu genießen und Verantwortung bei ihrer Konstruktion zu übernehmen.

Cyborgs sind Geschöpfe in einer Post-Gender-Welt. Nichts verbindet sie mehr mit Bisexualität, präödipaler Symbiose, nichtentfremdeter Arbeit oder anderen Versuchungen, organische Ganzheit durch die endgültige Unterwerfung der Macht aller Teile unter ein höheres Ganzes zu erreichen. In diesem Sinn besitzt die Cyborg keine Ursprungsgeschichte im westlichen Verständnis. Die Cyborg überspringt die Stufe ursprünglicher Einheit, den Naturzustand im westlichen Sinn. Hierin besteht ihre illegitime Verheißung, die dazu führen könnte, seine Teleologie des Kriegs der Sterne zu untergraben. Die Cyborg ist eine überzeugte Anhängerin von Partialität, Ironie, Intimität und Perversität. Sie ist oppositionell, utopisch und ohne jede Unschuld. Cyborgs sind nicht mehr durch die Polarität von öffentlich und privat strukturiert, Cyborgs definieren eine technologische Polis, die zum großen Teil auf einer Revolution der sozialen Beziehungen im oikos, dem Haushalt, beruht. Natur und Kultur werden neu definiert. Die eine stellt nicht mehr die Ressource für die Aneignung und Einverleibung durch die andere dar. Die Verhältnisse, auf denen die Integration von Teilen in ein Ganzes beruht, einschließlich solcher der Polarität und hierarchischen Herrschaft, sind im Cyborguniversum in Frage gestellt. Im Unterschied zu Frankensteins Monster erhofft sich die Cyborg von ihrem Vater keine Rettung durch die Wiederherstellung eines paradiesischen Zustands, d.h. durch die Produktion eines heterosexuellen Partners. Die Cyborg träumt nicht von einem sozialen Lebenszusammenhang nach dem Modell einer organischen Familie,. Sie würde den Garten Eden nicht erkennen, sie ist nicht aus Lehm geformt und kann nicht davon träumen, wieder zu Staub zu werden. Deshalb interessiert mich, ob Cyborgs die Apokalypse unserer Rückkehr zu nuklearer Asche zu untergraben vermögen. Cyborgs sind respektlos. Sie können sich nicht an den Kosmos erinnern. Sie scheuen sich vor dem Holismus, sind aber süchtig nach Kontakt. Das große Problem mit Cyborgs besteht allerdings darin, dass sie Abkömmlinge des Militarismus und patriarchalen Kapitalismus sind, vom Staatssozialismus ganz zu schwiegen. Aber illegitime Abkömmlinge sind ihrer Herkunft gegenüber häufig nicht allzu loyal. Ihre Väter sind letzten Endes unwesentlich. Wenn auch beide in einem rituellen Tanz verbunden sind, wäre ich lieber eine Cyborg als eine Göttin.

Star-Trek Voyager: 7 of 9, Staffel 4 DVD 4 «Die Beute”, direkt nach Vorspann oder auch Staffel 4, DVD 4, die Omega-Direktive, 0-3,30

Zerstört die Frau, indem sie das Alien tötet, letztlich sich selbst? Wenn man sich die Entwicklung von 7 of Nine anschaut, hat man zunächst einen anderen Eindruck: Indem die Borg-Identität der 7 of Nine zerstört wird, so scheint es, wird sie erst zu einer »richtigen« Frau. Wir sehen einen Ausschnitt, wie der Doktor – seinerseits auch kein Mensch, sondern ein Hologramm, also eine Computerprojektion – ihr versucht, einige Höflichkeitsfloskeln beizubringen.

Folge »Die Beute« – 7 of 9 wird nett h

7 of 9 wird im Laufe der Serie – was viele Feministinnen bemängelt hat – von der bestimmenden, herrschenden Borg zu einer Barbie, zu einer geradezu typischen Frau, bis sie am Ende sogar heiratet. Das ist insofern logisch, als sie in einer zweigeschlechtlichen Welt wie die der Voyager nicht geschlechtlos sein kann, sie muss eine Geschlechtsrolle darstellen. Sie kann also nicht einfach nur Mensch werden, sie muss eine Frau werden. Denn Geschlechtsrollen kann man nur überschreiten, wenn man sich der eigenen Zugehörigkeit zur menschlichen Gesellschaft völlig sicher ist. 7 of Nine ist das nicht, sie kann ihre Menschlichkeit nur beweisen, indem sie eine typische Frau wird. Eine typische Frau ist aber keine freie Frau mehr. Denn eine typische Frau passt sich Rollenbildern an, die andere von ihr entworfen haben. Insofern stimmt es auch hier: Indem die Frau das Alien zerstört – in diesem Fall ihre Borg-Identität – zerstört sie auch ihre (freie) Weiblichkeit und wird zur Klischeefrau. Dies ist aber keine mangelnde Phantasie, sondern liegt in der Natur der Sache. Oder anders gesagt: Es ist ein Problem, mit dem wir alle zu kämpfen haben – die eigene weibliche Freiheit zu leben bedeutet, sich dem weiblichen Konventionalismus entgegen zu stellen, und zwar ohne das eigene Frausein zu leugnen (und z.B. androgyn oder neutral zu werden oder sich am Mannsein zu orientieren).

Star Trek Classical: Staffel 1, DVD 4, Kodos der Henker 17.40-19.40 (Kap. 3 und vorspulen)

Kirk im Gespräch mit blonder Frau (etwa Ende 2. Drittel). Sie fragt nach den Frauen auf der Erde und: Hat die Raumfahrt die Frauen verändert? Er: Galaxien verändern sich, aber eine Frau bleibt immer eine Frau.

Ich finde, da können wir Captain Kirk nur recht geben. Ganz egal was sie tut, ob sie die Wäsche macht oder Raumschiffe kommandiert, ob sie Krankenschwester wird oder Literaturprofessorin, ob sie in anderen Planetensystemen lebt oder hier in Frankfurt: Eine Frau bleibt immer eine Frau.