Antje Schrupp im Netz

Newsletter vom 20.9.2006

1. Evas Irrtümer – und Verdienste!

So, jetzt habe ich es gelesen, das Werk, das seit Wochen für Stürme im medialen Wasserglas sorgt. Aber wo alle über Eva Herman schimpfen, möchte ich ihr doch auch einmal danken. Denn es ist ja schließlich ihr Verdienst, dass ganz Deutschland plötzlich über den Feminismus diskutiert. Und dabei feststellt: Der war gar nicht so schlimm! Im Gegenteil: Der hat uns ja sogar was gebracht! Letzte Woche in »Menschen bei Maischberger« zum Beispiel: Uschi Glas singt Lobeshymnen auf die Erfolge der Frauenbewegung. Charlotte Rouche, eine junge Fernsehmoderatorin, ist stolz darauf, von ihrer Mutter zu einer Feministin erzogen worden zu sein. Und dann auch noch Elisabeth Motschmann, altbekannte Vertreterin ultra-konservativer Ansichten, gibt zu, dass Quotenregelungen durchaus nützlich sind. Zwar ist sie immer noch der »Babies-gehören-zur-Mutter«-Meinung, aber das sei eben auch nur ihre Meinung und jede Frau könne das natürlich selbst entscheiden. Also, das gefällt mir. Was Eva Herman selber betrifft, da fehlen mir in dem ganzen Medienrummel aber ein paar ganz entscheidende Aspekte. Deshalb hier, kurz gefasst, meine Übersicht über »Evas Irrtümer«:

antjeschrupp.de/rez-herman-das-eva-prinzip.

Außerdem noch ein lustiger Tipp aus dem blog von Stefanie Berg (www.haelftedeshimmels.de/Tagebuch/document_view) – für alle, die englisch verstehen und an ihrem PC einen Film sehen können: Women – know your limits! http://www.youtube.com/watch?v=3HhPHCT-Kes

2. Zum 100. Geburtstag von Hannah Arendt

Am 14. Oktober wäre Hannah Arendt hundert Jahre alt geworden – und aus diesem Anlass möchten wir in Gelnhausen genau an ihrem Geburtstagswochenende ein Seminar veranstalten getreu ihrem Motto: »Denken heißt einfach lebendig sein.« Es steht aber noch auf der Kippe, ob es stattfindet, denn es fehlen noch vier Anmeldungen bis zur Mindest-Teilnehmerinnenzahl. Wolltest du nicht immer schon mal wissen, was es mit dieser Hannah Arendt auf sich hat, von der immer alle reden? Das ist also die Gelegenheit! Es wird nämlich keines dieser wissenschaftlichen Fachsymposien mit einer Unmenge von Vorträgen, sondern viel Zeit zum Feiern, selber nachdenken, Texte lesen, Spazieren gehen und so weiter geben. Am Freitagabend sehen wir gemeinsam das Fernsehinterview mit Günter Gaus, ich sage etwas zum Verhältnis von Hannah Arendt zum Feminismus (ein heikles Thema!), und Ingeborg Gleichauf, Philosophin und Arendt-Biografin, erzählt über Arendts Leben, ihre Freundschaften, ihre Zeit.

Also, hoffentlich seid Ihr jetzt inspiriert: Wenn Ihr kommen wollt, dann meldet euch schnell an: 13.–15. Oktober im Frauenstudien- und -bildungszentrum der EKD Gelnhausen (zwischen Frankfurt/M. und Fulda): Alles Nähere findet Ihr unter www.ekd.de/fsbz.

3. Mehr über die Freiheit der Frauen…

… werden wir bei vielen Veranstaltungen auch in diesem Herbst wieder diskutieren. In den nächsten Wochen bin wieder »auf Tour«, und vielleicht ist der ein oder andere Termin für euch dabei:

  • Dienstag, 26. September, Straubing: Vortrag zum Thema »Frauen machen Gesellschaft« (19.30 Uhr, Sparkassensaal, Theresienplatz 11/13).

  • Mittwoch, 27. September, Rödermark/Urberach: Vortrag zum Thema »Lila Pause? Von wegen! Warum Feminismus immer noch wichtig ist« (19.30 Uhr, Halle Urberach).

  • Dienstag, 3. Oktober, Salzburg: Fachtagung für Frauen in Projekten, Bildungs- und Beratungseinrichtung stattfindet, zum Thema »Kooperation und Konkurrenz« (Infos unter www.virgil.at, dann unter »Tagungsprogramm« am besten nach Datum suchen).

  • Freitag, 6. Oktober, Michelstadt im Odenwald: Vortrag zum Thema »Wie weibliche Freiheit entsteht« (19.30 Uhr, Odenwaldmuseum). Dieser Vortrag steht übrigens im Rahmen einer spannenden Ausstellung »Küssen und kämpfen. Künstlerinnen begegnen Keltinnen, Römerinnen und Germaninnen, die sicher auch mal einen Ausflug wert ist. Mehr Infos dazu unter www.hollerbusch.org.

Genaueres zu diesen und weiteren Terminen findet Ihr unter antjeschrupp.de/vortrag.

4. Bibel in gerechter Sprache

Lange haben wir drauf gewartet, jetzt kommt sie zur Buchmesse in die Läden: Die Bibel in gerechter Sprache. Der Titel ist ein bisschen merkwürdig, aber das Projekt als solches ist klasse – eine ganz neue, wissenschaftlich fundierte Bibelübersetzung, die die Erkenntnisse der feministischen Theologie und des christlich-jüdischen Gesprächs ernst nimmt. Deshalb gibt es inklusive Sprache (das heißt, immer wenn Frauen und Männer gemeint sind, werden sie auch genannt), der Gottesname wird nicht mehr, wie bei Luther, einfach mit »Herr« übersetzt, und so weiter. Für alle, die sich irgendwie für das Christentum interessieren, ist das bestimmt eine sehr spannende Sache. Und vielleicht auch eine gute Geschenkidee für Weihnachten…

Einen Artikel dazu gibt es unter antjeschrupp.de/bibel-in-gerechter-sprache, mehr zum Projekt unter www.bibel-in-gerechter-sprache.de.

5. Neue Artikel im Netz

Dass Schenken reich macht ist nicht nur so eine theoretische Idee vergeistiger Feministinnen, sondern stimmt manchmal ganz konkret: Die Redaktion der Zeitung Chrismon-Rheinland hat Ideen für ein Themenheft zu den zehn Geboten gesucht und ist beim Googeln auf meinen Seiten dazu gelandet. Herausgekommen ist für mich ein Auftrag und die Gelegenheit, mal einem ganz anderen Publikum die Idee des weiblichen Begehrens nahe zu bringen. Ebenfalls neu eingestellt auf meiner Homepage ist eine Rezension in Publik Forum über eine Soldatin im Irak-Krieg:

Der Neid-Artikel steht auf antjeschrupp.de/neid-chrismon,

die Rezension unter antjeschrupp.de/rez-williams-in-der-army

6. Film über »die schönste Revolution des 20. Jahrhunderts«

Der wunderschöne Film von Gabriele Schärer »Sottosopra. Die schönste Revolution des 20. Jahrhunderts« läuft dieses Wochenende im Kino, und zwar am Freitag Abend in Leipzig und am Samstag Vormittag in Chemnitz. Er erzählt die Geschichte vom Ende des Patriarchats. Zu Wort kommen unter anderem die inzwischen verstorbene Pionierin der feministischen Theologie, Marga Bührig, die italienische Philosophin Luisa Muraro, die Schweizer Feministin Christiane Brunner und die gynäkologische Krankenschwester Heidi Eisner. Sie erzählen von ihrer Geschichte mit der Frauenbewegung und werden gezeigt in ihren Beziehungen, das heißt, auch Freundinnen und Weggefährtinnen kommen zu Wort. Verbunden sind die einzelnen Episoden durch eine beschwingte Rollerfahrerin, die das Erzählte auf ihre ganz eigene Weise kommentiert. Ein höchst sehenswerter Film, der auch gut zu anschließenden Diskussionen in der Kneipe anregt!

Genaue Koordinaten findet Ihr unter antjeschrupp.de/mehr-gute-veranstaltungen. Dort gibt es auch Hinweise auf weitere interessante Termine, Vorträge und Seminare.

7. Apropos Rätsel:

Danke für die vielen Tipps zu meinen Rätselfragen. Moniert wurde von einigen, dass es immer keine Auflösungen gibt: Also, zum Rätsel vom vorletzten Mal – Vera Eschkowa ist ein aus verschiedenen Namen zusammengesetztes Pseudonym gewesen, mit dem die Frankfurter Frauenbewegung in den Siebzigern ihre Plakate gezeichnet hat (als Verantwortliche im Sinne des Presserechts). Und die Kalenderwoche mit dem Blatt über Theresa von Avila ist die 42 – der Namenstag der Heiligen. Das haben nur wenige gewusst, die meisten hatten auf die 13. KW getippt, also ihren Geburtstag. Aber es gibt auch eine Ordensfrau unter den Newsletter-Leserinnen und die hatte natürlich in nullkommanix die richtige Antwort hier ☺)