Antje Schrupp im Netz

Newsletter vom 20. März 2007

1. »Sex Wars« – neuer Roman von Marge Piercy

Die amerikanische Science-Fiction-Autorin Marge Piercy, die sich eigentlich mit der fernen Zukunft beschäftigt, entdeckt in ihrem neuen Buch »Sex Wars« die Vergangenheit als Gefilde »unbekannter Welten«. Und tatsächlich sieht es so aus, als sei der »Krieg der Geschlechter« (oder auch der um die Sexualität – im Englischen ist das ja schön zweideutig) mindestens so spannend wie der »Krieg der Sterne«, auf den der Titel anspielt. Eine entscheidende Rolle spielt in der Geschichte Victoria Woodhull – sie ist neben der Frauenrechtlerin Elizabeth Cady-Stanton und dem puritanischen Kämpfer gegen sexuelle Freiheit, Anthony Comstock, eine der drei Hauptfiguren, die die Rahmenhandlung zu der Geschichte einer russisch-jüdischen Einwanderin im New York des 19. Jahrhunderts abgeben. Ich habe bisher erst ein paar Kapitel geschafft – aber die lasen sich sehr viel versprechend!

In diesem März bin auch ich viel in Sachen Victoria unterwegs. Zum Beispiel noch am Mittwoch, 21. März, um 20 Uhr in Steyr/Österreich, im Kulturzentrum, Färbergasse 5. Für alle, die nachlesen wollen, gibt es jetzt das (bebilderte) Manuskript meines Vortrages im Netz:www.victoriawoodhull.de/vortrag_maerz_2007.htm

2. Muss die Frauenbewegung zum Friseur?

Das Thema Frauenbewegung boomt ja nach wie vor auf allen Kanälen. Auf den vielen Seiten, die zum Beispiel die taz zum Internationalen Frauentag am 8. März dem Thema gewidmet hat, fand ich gleichwohl nicht viel Inspirierendes. Zum Beispiel ärgert es mich, wenn immer wieder behauptet wird, die Frauenbewegung sei tot und hätte – so schreibt es Heide Oestreich in ihrem Leitartikel – nur in den »akademischen Gefilden der Gender-Studies« überlebt. Also ich mache andere Erfahrungen. Ziemlich problematisch finde ich auch, wenn Forderungen nach mehr Krippenplätzen und besseren Berufschancen neuerdings immer mit den Anforderungen »der Wirtschaft« und ihrem Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften gerechtfertigt werden. Ist das ein Argument? Und last not least kann ich auch nicht mehr hören, dass die Frauenbewegung ein neues Image braucht – »den Kaftan ausziehen und zum Friseur gehen« soll sie, meint etwa die Journalistin Susanne Klinger, die auch grade an einem Feminismus-Buch schreibt. Um dies und mehr und was davon zu halten ist wird es auch bei den anstehenden Veranstaltungen gehen, die in den nächsten Wochen auf meiner Agenda stehen:

  • Was kommt nach der Gleichstellung? Vortrag zum 10. Jubiläum der Gleichstellungsstelle im Landkreis München, Freitag, 30. März, in Grünwald, Bavariafilmplatz 3, 17 Uhr

  • Frauen und Konkurrenz. Vortrag bei der »Initiative Frauen, Leben und Arbeit in Mittelhessen«, Gießen, Dienstag, 17. April, 20 Uhr, Universität.

  • Frauen zurück an den Herd? Zukunft des Feminismus, am Dienstag, 24. April, in Unna (genaue Uhrzeit und Ort stehen rechtzeitig auf meiner Internetseite, ebenso Infos zu den Veranstaltungen im Einzelnen: antjeschrupp.de/vortrag.

  • Was ist weiblich? Vortrag und Diskussion bei den Frauenstudien in München, Mittwoch, 25. April, 20 Uhr, Baumstraße 8.

  • Mein Vortrag vom vergangenen Wochenende beim Studientag der Ev. Frauenverbände Bayerns steht im Internet unter antjeschrupp.de/wo-stehen-frauen-heute

  • Vorschau: am 28./29. April gibt es im Frauenzentrum Mainz ein Seminar zur weiblichen Ökonomie unter dem Titel »Frauen teilen die Welt anders« mit u.a. Dorothee Markert, Claudia von Werlhof und mir, das ich euch jetzt schon empfehlen will – Näheres im nächsten Newsletter oder jetzt schon als Programmdownload auf meiner Website: antjeschrupp.de/FlyerFemPosmini.pdf

3. Methusalems Mütter am Start

Jetzt ist es so langsam am Start, mein neues Buch »Methusalems Mütter. Chancen des demografischen Wandels« (Ulrike Helmer-Verlag). Darin mache ich mir Gedanken über den Zusammenhang zwischen der Debatte über Geburtenraten, Altenbilder und weiblicher Freiheit. Im April kommt es in den Buchhandel, schon im März aber gehen die Vorträge los – vielleicht hat ja die ein oder andere von euch Zeit, zu kommen:

  • Dachau, Donnerstag, 22. März, um 19 Uhr im Ludwig-Thoma-Haus, Augsburger Straße 23.

  • Stadt Bornheim, Dienstag, 27. März, 19 Uhr, neues VHS-Gebäude Roisdorf, Alter Weiher 2.

4. Text von Chiara Zamboni auf deutsch

Interessant für alle, die sich für das Denken der italienischen Philosophinnengruppe Diotima interessieren, dürfte dieser Hinweis sein: Dorothee Markert hat für das Internetforum www.bzw-weiterdenken.de einen aktuellen Text von Chiara Zamboni ins Deutsche übersetzt. Unter der Überschrift »Ein philosophischer und politischer Streit über das Verständnis von Praxis« zeigt sie an Beispielen, was in der italienischen Frauenbewegung unter einer Praxis verstanden wird und kontrastiert dies mit dem Praxisverständnis angloamerikanischer feministischer Denkerinnen, die stark durch Foucault beeinflusst wurden.

Und hier ist der Text: www.bzw-weiterdenken.de/artikel-3-55.htm

5. Neue Rezensionen

Außerdem sind im vergangenen Monat zwei neue Rezensionen von mir ins Netz gegangen: Sehr spannend fand ich das Buch »Zellgeflüster« der Schweizer Biologin und Gentech-Kritikerin Florianne Koechlin. Eine anregende Art und Weise auch für Nicht-Naturwissenschaftlerinnen, sich auf den Stand der Diskussion zu bringen und über Gene nachzudenken oder darüber, ob Pflanzen Intelligenz haben:

Die Rezension findet Ihr unter: www.bzw-weiterdenken.de/artikel-7-56.htm

Petra Schaeber hingegen hat die afrobrasilianische Kultur im Nordosten Brasiliens erkundet. Aus ihrer gut recherchierten Studie »Die Macht der Trommeln« erfährt die Leserin so manches über den schwarzen Karneval, die afrobrasilianische Religion des Candomblé und die Historie der »Rassenfrage« in Brasilien.

Die Rezension findet Ihr unter: antjeschrupp.de/rez-schaeber-macht-der-trommeln

6. Bücher kaufen im Internet

Anfang März war ich in Tübingen, wo es noch einen sehr netten Frauenbuchladen mit einem sehr engagierten Programm gibt. Die meisten Frauenbuchläden haben ja inzwischen zu gemacht, weil sie sich wirtschaftlich nicht mehr rentierten. Die Tübingerinnen sind rechtzeitig in den Internethandel eingestiegen und können sich deshalb noch halten. Hier könnt ihr jedes lieferbare Buch bestellen und euch ohne Portokosten nach Hause schicken lassen – genauso bequem also, wie bei Amazon. Vielleicht mögt Ihr umsteigen und den Tipp weitergeben?

www.frauenbuchladen.net