Antje Schrupp im Netz

Hausfrauen und Karrierefrauen

(Ideensammlung)

»Beide waren vielbeschäftigte Frauen, die allen Grund hatten, stolz darauf zu sein, wie sie ihr Leben organisierten. Ihre Augen glänzten, ihre Hände gestikulierten aufgeregt, während die Menge an Hausarbeit, die Melissa vor dem Frühstück erledigte, sich jubilierend mit Menge von Einkäufen maß, die Mrs. Butler in ihre Mittagspause zu quetschen wusste; die Anzahl von Aktennotizen, die Mrs. Butler beim Abendessen schreiben konnte, um einen Platz mit der Menge von Wäsche rang, die Melissa bei den Mittagsnachrichten wegbügelte. (Celia Fremlin 1994: Sieben magere Jahre, S. 74)

Die Gegenüberstellung von Haus- und Karrierefrauen ist mit eine der wirkmächtigsten und schädlichen Trennungen unter Frauen. Das Zitat gefällt mir gut, weil es kein Unterschied ist, auf welchem Gebiet Frauen »gute« Frauen sind. Eine schöne Ironie von Celia Fremlin.

Allerdings ist dieses Szenario heute anachronistisch. Die Kontroverse, wer die bessere und tüchtigere Frau ist, ist beantwortet in dem Sinne, dass Frauen berufstätig sein sollen. Wenn sie es nebenbei noch schaffen, auch Hausfrau zu sein, okay. Aber wenn sie nur Zeit für eines finden, dann muss das der Beruf sein. Keine Zeit mehr für Ironie, es scheint wieder so zu sein, wie in den Fünfzigern, dass wir ganz genau wissen, was eine gute Frau zu tun hat. Früher: Frauen dürfen nicht arbeiten, weil das ist schlecht für Kinder, Mann und Familie. Heute: Frauen dürfen nicht Hausfrauen sein, das ist schlecht für die Wirtschaft. Es geht in der Diskussion um die Nützlichkeit der Frauen für die Allgemeinheit, nicht um das weibliche Begehren selbst.

Ich habe tatsächlich mal eine Präsentation gesehen, worin zwei US-Amerikanische Ökonomen nachweisen, wie Hausfrauen sozusagen mutwillig der Wirtschaft Bruttosozialprodukt entziehen. Und dass es daher kein Wunder ist, dass die Wirtschaftsleistung nicht so schnell wächst, wie sie könnte. Statt nun diese merkwürdige Berechnung in Frage zu stellen, eignen sich sogar Feministinnen diese Argumentation an.

Es ist für den Feminismus eine theoretische Herausforderung: Feministische Forderungen (Nach Krippenplätzen, Erwerbsarbeit für Frauen usw.) dienen als Argumente zur Durchsetzung des Neoliberalismus. Faktische Gesetzesänderungen haben unter dem Argument der Gleichheit eine Geldumverteilung von Armen zu Reichen (Elterngeld) und von Frauen zu Männern (Unterhaltsrecht) zur Folge. Es ist wichtig, eine eigene Analyse zu haben Wo ist der Übergang von einem strategischen Bündnis (mit der Wirtschaft) bis hin dazu, selbst das Begehren und die Freiheit der Frauen als eigentliches Zentrum aus den Augen zu verlieren? Ich zucke immer zusammen, wenn etwa das Argument kommt, Frauen im Management würden doch die Konzernbilanzen verbessern.

Das (bewusste) Kodieren einer Problemstellung als kulturelle Frage ermögliche politische Allianzen, die es unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten so nicht geben würde. Dadurch können politische Maßnahmen mit den Stimmen derer durchgeführt werden, die eigentlich davon benachteiligt werden (zum Beispiel Abbau von Unterhalt für Ehefrauen).

In der angeblichen Konkurrenz zwischen Hausfrauen und Karrierefrauen spiegelt sich in Wahrheit ein allgemein gesellschaftlich ungelöstes Problem – nämlich die Frage nach dem Verhältnis von kapitalistischer Produktion (die von den Bedürfnissen der Menschen absieht und nur nach dem Profit strebt) und der Sorge um die unmittelbaren Bedürfnisse der Menschen, auch wenn sie sich nicht rechnen. oder platter: Wer putzt den Dreck weg und wechselt die Windeln, wenn wir keine Hausfrauen mehr haben?

Derzeit nur schlechte Lösungen: Versprochen wird, dass wir es unter Frauen und Männern aufteilen – aber das scheint in der Praxis nicht zu funktionieren. Faktisch: Frauen machen es doppelt oder ehrenamtlich als Großmütter oder Nachbarinnen. Dritte Möglichkeit: Es bleibt ungetan. Vierte: Wir holen Migrantinnen und bezahlen sie schlecht. Ironie: Der Ausbau der Krippenplätze scheitert am Mangel an Erzieherinnen – gleichzeitig erzählen wir den Mädchen beim Girls Day, sie sollen ja nicht Erzieherinnen werden wollen.

Prätorius: Die Welt – ein Haushalt. Feministische Ökonominnen haben dazu Regalweise Analysen verfasst. Haus- und Erwerbsarbeit ist schon seit der 1970er Jahren ein Thema der Frauenbewegung. Grundlegend anderes Denken von Ökonomie, beides nicht als Gegensatz – nicht nur nicht bei individuellen Frauen, sondern generell.

Warum spielen die in der gegenwärtigen Debatte um die Finanzkrise keine Rolle? Es fehlt an der Anerkennung weiblicher Autorität. Fast als wäre es ein Tabu, zu sagen, dass diese Krise etwas mit männlicher Dominanz zu tun hat. Aber es ist eine »Testosteronkrise«, wie es die Finanzexpertin Loretta Napoleoni genannt hat. Grobe Fehleinschätzungen, die daraus folgen, dass man die Welt als Markt versteht, der dem Haushalt entgegen gesetzt ist.

Frauen haben schon immer beides gewollt von Anfang an in der Frauenbewegung wollten sie sowohl die Beteiligung von Frauen an der Erwerbsarbeit als auch die (kollektive) Neuorganisation der Haus- und Familienarbeit. Zum Beispiel Lohn für Hausarbeit.

Allerdings ist durch den weiteren Verlauf in den letzten 30 Jahren faktisch das Gegenteil eingetreten. Ein gesellschaftliches Problem, dass Frauen thematisiert und in den ökonomischen Diskurs geholt haben, wurde interpretiert als »Frauenproblem« und diskutiert mit der Frage nach dem rechten Lebensstil einer Frau. Eine gesellschaftlich ungelöste Aufgabe – nämlich die Nichtvereinbarkeit von Beruf und Familie – wird so zu einem »Vereinbarkeitsproblem« der Frauen und weniger Männer.

Symbolisch bedeutet das: Der ökonomisch und sozial sinnvolle Wunsch der Frauen und ihre Hartnäckigkeit, mit der sie darauf bestehen, dass im Leben Zeit für Beruf und Familie sein muss, für effizienzgeleitetes Streben nach Produktivität und Gewinnakkumulation und für die Sorge um Bedürftige, für Kultur und gutes Leben jenseits des Materiellen, wird nicht als Ressource, als Weisheit, als Autorität gesehen. Vielmehr wird so getan, als gehe es darum, dass die Gesellschaft den Frauen dabei »hilft« – durch Maßnahmen wie Krippenplätze – dieses Problem privat und persönlich zu lösen.

Es ist sogar noch schlimmer: Feministische Argumente werden geradezu herangezogen, um die wirtschaftliche Schlechterstellung von Carearbeit durchzusetzen – dass die materielle Absicherung von Menschen, die Kinder erziehen, Kranke pflegen, Essen kochen und so weiter nicht gelingt, und zwar egal ob bezahlt oder unbezahlt, ist ja kein Problem mehr, wenn wir so tun, als wären davon ja Frauen und Männer gleichermaßen betroffen. Warum eigentlich nicht? Eine Welt, in der wichtige Arbeiten nicht erledigt werden oder wenn, dann schlecht bezahlt, während andere für unsinniges Zeug Millionen bekommen ist einfach nichts gutes, auch dann nicht, wenn Frauen auf beiden Seiten mit 50 Prozent vertreten sind. Equal Pay im Bezug auf die Geschlechter zu diskutieren, halte ich daher in Zeiten wie diesen, in denen die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht und zwar auch unabhängig vom Geschlecht, für ziemlich gefährlich.

Frage neu stellen: Warum sollen Frauen überhaupt erwerbstätig sein? Warum soll der Staat sie dazu zwingen, indem er alle anderen Einkommensmöglichkeiten abschafft, etwa Unterhaltsansprüche usw.? Ich meine, warum die CDU das macht ist klar, die Wirtschaft will die Frauen als Arbeitskräfte haben. Aber was wäre ein feministisches Argument?

Weil Frauen nur, wenn sie erwerbstätig sind, als freie Menschen die Welt gestalten, so die Antwort von Beauvoir. Frage heute: Ist das denn so? Wie viel Einfluss haben berufstätige Frauen auf die Gestaltung der Welt? Oder müssen sie da nicht auch nur funktionieren?

Ich beobachte einen Rückzug der Frauen: Junge Frauen wollen Familie und viele Kinder haben, zur Verzweiflung ihrer Lehrerinnen. Auch die 40-Jährigen ziehen sich zurück – wollen sich nicht auf Stellen bewerben. Es gibt ja einen Unterschied zwischen berufstätig und wirtschaftlich unabhängig sein, und »Karriere« machen. Erwerbstätig sein, Geld verdienen, müssen heute die meisten Frauen, ob sie wollen oder nicht. Aber ob ihnen das die Möglichkeit gibt, die Welt zu gestalten, ist noch die Frage. Viele meinen offenbar, nein. Der Reiz des Neuen ist weg. Es hat sich gezeigt, dass der Preis sehr hoch ist. Großer Druck, sich innerhalb einer männlichen Ordnung anzupassen. Sehnsucht nach Sicherheit. Auch bei vielen Männern. Unterordnung des Weiblichen unter das Männliche nach wie vor.

Historie: Ökonomie = Haushalt. Der Oikos in Griechenland war nicht der Kleinhaushalt, sondern umfasste alles Soziale und Wirtschaftliche. Auch im Wirtschaftslehrbuch auf Seite 1 steht, dass es um die Erfüllung der menschlichen Bedürfnisse gehe, aber dann nur noch um Zahlen und Bilanzen.

»Wirtschaft« war über Jahrtausende »Haushalt« plus Handel als Austausch unter Haushalten. Frauen standen also schon immer im Zentrum der Wirtschaft (daher halte ich die Argumentation, wir müssten Frauen »in die Wirtschaft« bringen oder dort fördern, für fatal, sie sitzt einem völlig vermännlichten Bild von Wirtschaft auf).

Erst mit der Industrialisierung Trennung von Haus- und Erwerbsarbeit. Nicht klar nach Geschlechtern organisiert. Produktion in Handwerksbetrieben ging ebenso wie Familienarbeit quer, Männer stellten her, Frauen verkauften auf dem Markt, Kinder wurden »nebenher« betreut. Frauen gingen im 18./19. Jahrhundert als erste in die Textilfabriken, während die Männer noch Handwerker blieben. Proletarische Frauen arbeiteten schon immer, die Frage, unter welchen Bedingungen. Fabrikarbeit besser bezahlt, als Näharbeit zu hause, das war die Arbeit bürgerlicher Frauen. Schichtzugehörigkeit wurde am Tätigkeitsgebiet der Frau festgemacht – Frauenbewegung hat eine enge bürgerliche Perspektive, wenn sie »Zugang zu Erwerbsarbeit« forderte, was gemeint war, war die Möglichkeit »bürgerlicher« Frauen, zu arbeiten und dabei »bürgerlich«, also »respektabel« zu bleiben.

Verbürgerlichung der Arbeiter-Bewegung: Über die »nicht arbeitende« Ehefrau wollten Arbeiter sich dem sozialen Status der Bürgerlichen angleichen. Diskussion in der Arbeiterbewegung über die »gesundheitsschädlichen« Folgen weiblicher Fabrikarbeit: Hier wurde die argumentatorische Grundfigur der »der Familie schadenden« Frau, die arbeitet, erfunden. Forderung nach Verbot der Frauenerwerbsarbeit. Entstehung des »Ernährerlohnes« – jedem nach seinen Bedürfnissen.

Eine Tradition, die angesichts der heutigen Ungerechtigkeiten im »Leistungsprinzip« vielleicht hilfreich sein kann. Kollektives Wirtschaften jenseits von Marktwirtschaft, Hausfrauen als Hort einer proletarischen Kultur, die der Logik des Marktes und des Kapitalismus entzogen ist (US-Ökonomen noch mal).

Frauenerwerbsarbeit führt zu sozialer Ungleichheit – Nancy Folbre zeigt, dass die Frauenerwerbsarbeit zu Verstärkung sozialer Ungleichheit führt, weil an die Stelle des Arbeitswertes einer Hausfrau (das in allen Schichten ungefähr gleich ist) das Erwerbseinkommen einer Frau tritt (und reiche Männer heiraten reiche Frauen, d.h. die Einkommensunterschiede pro Familie werden größer (219f) (Folbre, S. 219)

Dies führte zu falschen Dualismen: Frauen argumentierten defensiv: Fabrikarbeit schadet der Familie nicht, Frauen sind billiger, Mutterschutz als Maßnahme derer, die Frauen aus der Erwerbsarbeit raushalten wollten. Feminismus im Ruf, der Arbeiterbewegung zu schaden. Dass also Feminismus und Wirtschaftliberalismus zusammengehen ist kein neues Phänomen von heute, sondern reicht zurück in das 19. Jahrhundert.

Frauen stehen in der Argumentation vor falschen Alternativen: Schutzgesetze fordern oder nicht? Bedingungen der Fabrikarbeit kritisieren oder nicht? Streit zwischen bürgerlichen und proletarischen Frauen. Unterschiedliche Interessen von Frauen je nach Branche. Bis heute – Diskussionen um die französische Justizministerin Rachida Dati, die fünf Tage nach der Geburt ihres Kindes wieder arbeiten ging – und den Mutterschutz in Frage stellte. Schutzmaßnahmen für Frauen schadeten der weiblichen »Konkurrenzfähigkeit«

Nochmal: Warum sollen Frauen arbeiten? Wie steht es um die Gestaltungsmöglichkeiten? Das ist die entscheidende Frage. Wir bringen wir weibliche Ideen zum Thema »hausfrauliches Karrieremachen als Prinzip der Wirtschaft« ins Zirkulieren?

Arbeit und Einkommen trennen – Grundeinkommen – da sind Frauen Expertinnen. Doppelte Erwerbsarbeit macht Familien vom Markt abhängig: Diese Diskussionen wurden auch schon im 19. Jahrhundert geführt – Mischung antifeministischer und freiheitlicher Argumente. Bewahrung einer nicht-marktförmigen Arbeiterkultur.

Hausarbeit und Subsistenzarbeit: Hausarbeit macht die Familie vom Kapitalismus unabhängig. Bennholdt-Thomsen. Nicht alle Lebensqualität wird über den Markt bezogen. Konsumptionsarbeit. Nicht so viel Geld brauchen. Artikel: Bankmanager in New York können von 500.000 kaum leben. Wohlstand bemisst sich in Lebensqualität, nicht im Geldeinkommen. Vielfalt der »Ökonomien«

Wir dürfen es nicht länger so diskutieren, dass Frauen »rein« kommen müssen in die Wirtschaft, sondern darüber nachdenken, warum die ökonomisch-haushälterischen Prinzipien, denen Frauen in ihrem Leben (mehr als Männer) folgen nicht maßgeblich sind und feministische Ökonomiekritik nicht gehört wird, selbst in Zeiten wie diesen, in denen das Scheitern der »Testosteronwirtschaft« so offensichtlich ist.

Beauvoir ist ganz vergessen. Nur noch »Erwerbsarbeit« : Wir sprechen gar nicht mehr von Beruf (wo »Berufung« mitschwingt), sondern von Erwerbsarbeit, da geht es nur ums Geld. Wenn wir nur wegen des Geldes arbeiten, bringt es nicht. Auch die Frauenbewegung redet mittlerweile nur noch von den Geldchancen und ökonomischer Unabhängigkeit der Frauen, nicht von der Verwirklichung eigener Anliegen im Beruf. Vielleicht, weil dann herauskommen würde, dass Hausfrauen das viel besser können. Vielleicht macht manche nicht erwerbstätige Frau eher »Karriere« als eine Berufstätige. Etwas bewegen/erreichen im Leben. in der »Erwerbsarbeit« ist das nicht unbedingt mehr der Sinn. Wie kommt der Sinn in die Arbeit und in die Wirtschaft wieder rein? jedenfalls nicht über das Motto: »Hauptsache Arbeit«

Nicht alle Frauen müssen dasselbe machen. Problem der »Individualisierung« der »Vereinbarkeitsfrage« liegt auch darin, dass diese Lösung nur funktioniert, wenn man ein bestimmtes Frauenleben zur Norm macht: Derzeit die vollerwerbstätige Frau ohne oder mit wenigen Kindern. Aber natürlich ist die kinderlose Frau »konkurrenzfähiger«. Warum müssen alle Frauen gleich leben? Ist es nicht gut, wenn manche ohne Kinder leben und Pionierinnen in ihren Berufen sind, andere dafür fünf oder sechs Kinder haben, wenn sie wollen? Die Vereinheitlichung weiblicher Lebensmodelle enthebt uns der Aufgabe, grundsätzliche Lösungen für die Organisation der Care-Arbeit zu suchen.

Entscheidend ist Care, egal ob bezahlt oder unbezahlt. Die Unterscheidung läuft nicht zwischen Erwerbstätigen und Nicht-erwerbstätigen Frauen (und auch nicht zwischen Frauen und Männern), sondern zwischen denen, die Carearbeit machen (egal ob bezahlt oder unbezahlt) und denen, die für Profit arbeiten. Hier steckt das Potenzial zu einer grundlegenden Ökonomiekritik, von Feministinnen (Care-Ökonomie) längst angestoßen, aber in der Öffentlichkeit nicht zur Kenntnis genommen.

Care-Arbeit »rechnet« sich nicht – Auseinanderfallen von Produktion und Reproduktion. Insofern sind Beruf und Familie nämlich faktisch unvereinbar. Wir brauchen eine neue Weise, beides zusammenzudenken, und diese lässt sich nicht im individuellen familiären Bereich lösen, egal wie viele »Hilfen« wir den betroffenen Frauen zur Verfügung stellen. Und das Unbehagen der Frauen an der männlichen Arbeitswelt hat nicht nur mit der Vereinbarkeit zu tun – das ist eine Illusion der jungen Frauen. Aber diese Unbehagen, das gegenseitig ist, betrifft auch kinderlose Frauen und ältere Frauen, die das Kinder-Vereinbarkeits-Problem schon gelöst haben.

Erwerbsarbeitende Frauen bleiben an die Praxis der Reproduktion angebunden: Frauen studieren und wollen arbeiten, bleiben aber dennoch symbolisch an die Praktiken der Reproduktion der menschlichen Existenz gebunden. Die Gegenwart der Frauen in der Arbeit bietet einen zusätzlichen Hebel. Sie verändert die Arbeit von ihren viele Abstraktionen, die sie entmenschtlicht haben. Und sie zeigt, dass eine Frau »alles auf den Markt bringt«, auch die Qualität der Beziehungen auf der Arbeit und in der Fürsorgearbeit – sie ist nicht der Meinung, dass Frauen bei der Arbeit alles »Ökonomisieren«. (Cigarini 2008, S. 14f)

  • Im Beruf wie im »Haushalt« denken. Beide Ebenen vermischen sich in der Realität. Diese Vermischung muss politisch gedacht und gelöst werden, nicht in der persönlichen Anstrengung einzelner Frauen. Aber die Tatsache, dass mehr Frauen als Männer sich konkret und theoretisch in dieser Hinsicht in der Vergangenheit »angestrengt« haben bedeutet, dass sie Erfahrungen damit haben und Expertinnen auf diesem Gebiet sind, die gefragt werden müssen.

Weibliche Subjektivität nicht »Tüchtigkeit« ist gefragt. Weder als Mutter noch als Berufstätige. Sondern es geht darum, dass Frauen die Welt gestalten, das eigene Begehren in die Wirtschaft integrieren, hinterfragen, dass gegen Geld Arbeiten das einzig Sinnvolle ist. Das Ideal der Autonomie und Unabhängigkeit in Frage stellen.

Markt und Haushalt sind keine Gegensätze, sondern sie funktionieren nur gemeinsam. Die Trennung ist nicht nur eine künstliche, insofern Hausfrauen und Karrierefrauen gegeneinander ausgespielt wurden. Sie ist auch künstlich, was die Trennung in unterschiedliche Prinzipien des Wirtschaftens betrifft: Die Welt ist ein Haushalt, und sie ist gleichzeitig ein Markt, jedoch einer, in den alles eingebracht wird, nicht nur Waren und Geld, sondern auch der Wunsch nach Wohlbehagen, der Anspruch auf Mitgestaltung, sowie das eigene Begehren, das aber vielleicht gerade das Wertvollste ist.


Ideensammlung für einen Vortrag am 25.3.2009 bei Frauenstudien e.V. München